Studie zeigt: Radfahren macht das Gehirn fitter

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Studie: E-Biken macht schlau

Veröffentlicht am 10.07.2025
Fahrradfahrer Helm schlau
Foto: AaronAmat / Getty Images

Dass Bewegung generell gut fürs Gehirn ist, ist längst kein Geheimnis mehr. Körperliche Aktivität regt die Durchblutung an, verbessert die Sauerstoffversorgung und kann dem altersbedingten Abbau geistiger Fähigkeiten entgegenwirken. Auch Spaziergänge oder Gartenarbeit zeigen in Studien positive Effekte auf Gedächtnis und Konzentration. Doch wie wirkt sich gezieltes Radfahren – insbesondere draußen – auf die kognitive Leistung älterer Menschen aus?

Genau das wollte ein britisches Forschungsteam in einer Studie herausfinden. Sie untersuchten, wie sich acht Wochen regelmäßiges Radfahren auf die geistige Leistungsfähigkeit und das psychische Wohlbefinden auswirken – und dabei rückten sie auch das E-Bike in den Fokus.

So lief die Studie ab

100 Erwachsene zwischen 50 und 83 Jahren nahmen an der Untersuchung teil. Sie wurden in drei Gruppen eingeteilt:

  • eine Kontrollgruppe ohne Fahrrad-Aktivität,
  • eine Gruppe mit normalen Fahrrädern,
  • eine Gruppe mit E-Bikes.

Die Radfahrgruppen wurden gebeten, über acht Wochen mindestens dreimal pro Woche je 30 Minuten draußen zu radeln. Vor und nach dieser Zeit wurden verschiedene kognitive Tests sowie Fragebögen zum Wohlbefinden durchgeführt.

Mehr Konzentration, schnellere Reaktionen

Das Ergebnis: Sowohl die Radfahrenden mit klassischen Rädern als auch die E-Bike-Nutzer*innen zeigten nach den acht Wochen Verbesserungen bei exekutiven Funktionen – also Fähigkeiten wie Konzentration, Reaktionshemmung oder das Aktualisieren von Informationen im Arbeitsgedächtnis. Besonders bemerkenswert: Die E-Bike-Gruppe schnitt bei manchen Tests sogar besser ab als die Gruppe mit klassischen Rädern.

Auch die Reaktionszeit – ein wichtiger Indikator für geistige Fitness – verbesserte sich bei den E-Biker*innen spürbar. Ein weiteres Plus: Die mentale Gesundheit stieg bei ihnen signifikant an.

Warum das E-Bike besonders stark wirkt

Mann überprüft E-Bike-Akku vor einem Geschäft
PIKSEL / iStock / Getty Images Plus via Getty Images

Dass E-Bikes ähnlich gute – oder sogar bessere – Ergebnisse erzielten, überrascht auf den ersten Blick. Schließlich sind sie weniger körperlich fordernd als normale Fahrräder. Doch genau darin könnte ein Teil der Erklärung liegen:

  • E-Bikes ermöglichen längere und weitere Fahrten – auch für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen.
  • Sie senken die Hemmschwelle, regelmäßig draußen aktiv zu sein.
  • Sie vermitteln Unabhängigkeit und Mobilität, was wiederum das Selbstwertgefühl stärkt.
  • Der Spaßfaktor und die neue Technik könnten zusätzlich stimulierend wirken.

Das E-Bike scheint also nicht nur Bewegung, sondern auch Lebensfreude zurückzubringen – und das wirkt sich ganzheitlich auf Geist und Seele aus.

Kein messbarer Effekt auf das allgemeine Wohlbefinden?

Nicht alle getesteten Parameter verbesserten sich jedoch signifikant. Bei allgemeinen Wohlfühlskalen wie dem PANAS (Positive and Negative Affect Schedule) oder der Psychological Well-Being Scale (PWB) konnte keine klare Veränderung festgestellt werden. Die Forschenden vermuten, dass diese Instrumente zu unsensibel für kurzfristige Veränderungen sind – oder dass die gefühlte Verbesserung nicht ausreichend in den standardisierten Fragen abgebildet wurde.

In Tagebucheinträgen berichteten die Teilnehmenden hingegen von mehr Zufriedenheit, besserer Laune und einem stärkeren Gefühl von Selbstwirksamkeit – ein Hinweis darauf, dass subjektive Effekte da sind, auch wenn sie sich nicht immer in Zahlen fassen lassen.

Wie nachhaltig ist der Effekt?

Mehrere Monate nach Ende des Programms nahmen 73 Teilnehmende an einer Online-Nachbefragung teil. Das Ergebnis war ermutigend:

  • Zwei Drittel sagten, dass sich ihr Wohlbefinden "etwas" oder "stark" verbessert habe.
  • 58 % gaben an, weiter Rad zu fahren oder dies wieder verstärkt tun zu wollen.
  • Weitere 27 % hatten pausiert, planten aber den Wiedereinstieg.

Gerade für ältere Menschen, die lange nicht mehr oder noch nie Fahrrad gefahren sind, scheint das E-Bike ein echter Türöffner zu sein – für Bewegung, Natur und geistige Frische.

Fazit: E-Bikes können mehr als nur Anschub geben

Die Studie zeigt eindrucksvoll: Es ist nicht nur die Bewegung, sondern auch das Erlebnis Radfahren, das zählt – besonders im Alter. Wer sich regelmäßig aufs Rad schwingt, trainiert nicht nur die Muskeln, sondern auch die grauen Zellen. Und das E-Bike? Es macht diesen Zugang für viele Menschen überhaupt erst möglich.

Deshalb gilt: Wer fit im Kopf bleiben will, sollte öfter mal den Lenker statt der Fernbedienung in die Hand nehmen. Und für alle, die sich körperlich nicht mehr alles zutrauen: Der Motor darf ruhig mithelfen.