Schnellstes E-Bike der Welt: eROCKIT ist insolvent

Insolvenz bei eROCKIT
Schnellstes E-Bike der Welt: Hersteller pleite

Zuletzt aktualisiert am 19.11.2024
E-Bike-Hersteller eROCKIT insolvent
Foto: eROCKIT

Die Elektromobilitätsbranche steht vor großen Herausforderungen, und der E-Bike-Hersteller eROCKIT ist ein weiteres Beispiel dafür. Das Unternehmen aus Hennigsdorf bei Berlin, bekannt für das schnellste straßenzugelassene E-Bike der Welt, hat Insolvenz angemeldet. Geschäftsführer Andreas Zurwehme äußerte sich emotional zur aktuellen Situation und sucht nach Investoren, um die Produktion fortzusetzen.

Deutscher Hersteller eRockit insolvent

Laut Geschäftsführer Andreas Zurwehme fehlen dem Unternehmen kurzfristig 500.000 Euro, um den Betrieb fortzuführen. Mittelfristig sei eine Investition von fünf Millionen Euro notwendig, um das Unternehmen langfristig zu stabilisieren. Als Grund für die Insolvenz nennt Zurwehme die schwierige Investmentlage und die Unsicherheiten auf dem Elektromobilitätsmarkt.

In einem LinkedIn-Post zeigte sich der Geschäftsführer selbstkritisch: "Der Fisch stinkt vom Kopf, ICH habe es versaut." Trotz der persönlichen Belastungen der letzten Jahre – einer Sechs-Tage-Woche und minimalen Gehältern – betonte er, dass das Unternehmen und seine Mitarbeiter eine Zukunft verdienen.

Das schnellste E-Bike der Welt

Das eROCKIT ist kein gewöhnliches E-Bike. Es kombiniert Pedalantrieb mit einem leistungsstarken Elektromotor und erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 100 km/h. Damit fällt es in die Kategorie Leichtkraftrad. Das erlaubt das sogar Fahrten auf Autobahnen, womit es das einzige Rad ist, mit dem das möglich ist. Voraussetzung für die Nutzung ist jedoch ein Motorradführerschein der Klasse A1.

Produziert wird das Bike in Brandenburg, der Preis lag zuletzt bei etwa 12.000 Euro. Das Besondere: Der Fahrer steuert die Geschwindigkeit über die Pedale, während der Elektromotor die Tretbewegung verstärkt. Trotz der innovativen Technik konnte das Unternehmen den Markt offenbar nicht ausreichend überzeugen.

Zweite Insolvenz in der Firmengeschichte

Es ist nicht das erste Mal, dass eROCKIT in finanzielle Schwierigkeiten gerät. Bereits 2014 musste das Unternehmen Insolvenz anmelden, konnte aber 2019 mit Hilfe von prominenten Investoren wie dem Fußballprofi Max Kruse und YouTube-Star Aaron Troschke einen Neustart wagen. Auch das Land Brandenburg förderte die Produktion.

Im Frühjahr 2023 schien die Zukunft vielversprechend: Der indische Mobilitätskonzern Motovolt investierte eine Million Euro in eROCKIT und plante weitere zehn Millionen für eine Produktionsstätte in Indien. Wie es um diese Investition steht, bleibt unklar.

Krise der E-Bike-Branche

Die Probleme von eROCKIT sind kein Einzelfall. Die E-Bike-Branche steht unter hohem Preisdruck und leidet unter der Konkurrenzsituation. In den letzten Jahren meldeten mehrere Start-ups und etablierte Unternehmen Insolvenz an, darunter Simplon und VanMoof. Die Herausforderungen reichen von schwankender Nachfrage bis zu Problemen in der Lieferkette.

Ob es eROCKIT gelingt, erneut einen Neustart zu schaffen, bleibt fraglich. Die Insolvenz betrifft nur die eROCKIT Systems GmbH, während die Muttergesellschaft, die eROCKIT AG, weiterhin besteht. Zurwehme hofft auf ein Planverfahren, um das Unternehmen zu retten und die Produktion fortzuführen.

Die Insolvenz zeigt einmal mehr, wie stark die Elektromobilitätsbranche von wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten betroffen ist. Ob das außergewöhnliche Konzept von eROCKIT eine zweite Rettung ermöglicht, wird die Zukunft zeigen.