Du fährst ab und zu mal mit deinem Partner oder deiner Partnerin gemeinsam Rad. Aber so richtig klappen will das nicht? Vielleicht habt ihr einen großen Leistungsunterschied. Der eine fühlt sich unterfordert, der andere hechelt hinterher. Oder einer von euch will mit der Radtour sein wöchentliches Sportpensum decken, während der andere einfach nur entspannte Pärchenzeit verbringen will. All das trübt den Spaß an gemeinsamen Ausfahrten.
Fahrradfahren ist ein guter Sport für Paare
Die gute Nachricht: Mit ein paar Kniffen kannst du das beste aus eurer "Ride Relationship" rausholen. Dafür haben wir mit Professor Jens Kleinert, Leiter des Psychologischen Instituts der Deutschen Sporthochschule Köln, gesprochen. Der stellt erst mal klar:
"Sport kann ein wichtiges Feld sein, in dem man in der Beziehung seine Freizeit gestaltet. Gemeinsamer Sport kann identitätsstiftend sein – und das stärkt die Bindung."
Allerdings ist gemeinsamer Sport keineswegs essenziell wichtig für eine funktionierende Beziehung. Nur weil Radfahren DEIN großes Hobby ist und deine Partnerin auch gerne mehr Sport machen würde, heißt das nicht, dass ihr auf Zwang jeden Sonntag zu zweit eine Kaffeefahrt unternehmen müsst. Man müsse keinesfalls jedes sportliche Hobby teilen, meint Kleinert. Viel wichtiger sei es, Sport so zu machen, dass es Spaß macht. "Versucht man den Partner zu überreden oder nimmt nur ihm zuliebe an der Sportaktivität teil, geht das auf Dauer meist nach hinten los."
Tipp: Wenn deine bessere Hälfte noch gar nichts mit Radfahren am Hut hat, findest du hier ein paar Ansätze, wie du Radfahren deinem Partner schmackhaft machen kannst.
So weit, so gut. Aber wenn man sich nun fürs gemeinsame Radfahren entschieden hat – wie geht das möglichst harmonisch zu?
5 Regeln für mehr Liebe im Sattel

„Warum hast du nur Spaß daran, immer diese Berge hochzufahren?.“ „ICH? Ich dachte, DU fährst hier gerne hoch.“
Fitter werden oder Zeit genießen? Vorab Erwartungen abklären
Klingt, banal, ist aber der Schlüssel zur glücklichen Sportbeziehung: Bevor ihr auf das Fahrrad steigt, solltet ihr euch über eure Ziele und Erwartungen klar sein. Möchtet ihr gemeinsam lange Touren unternehmen, eure Fitness verbessern oder einfach nur die Freizeit genießen? Wollt ihr beide das gleiche oder verfolgt ihr unterschiedliche Ziele?
Hinzukommen aber auch die Erwartungen an den Partner oder die Partnerin. Professor Kleinert erläutert:
"Wie im Alltag ist es auch in der Sportpartnerschaft wichtig, dass man abklärt, wer welche Funktion hat. Wenn ich z.B. jemand bin, der sich schlecht aufraffen kann – will ich dann von meiner Partnerin motiviert werden oder nervt mich das? Oder sind beispielsweise Tipps zur Fahrtechnik gewollt? In beiden Fällen können gut gemeinte Hinweise schnell nach hinten losgehen. Deshalb ist Kommunikation über Zielsetzung und Rollenverteilung so wichtig."
Wie und wann diese Gespräche stattfinden, müsst ihr für euch selbst rausfinden. Wichtig ist nur, sie vor Tourstart zu führen und nicht erst, wenn ihr euch unterwegs in die Haare bekommt.

Beliebt bei größeren Leistungsunterschieden ist auch die Kombi Bio-Bike und E-Bike. Hier kann der schwächere Partner problemlos mithalten!
Leistungsunterschied: Ein Modell finden, das für beide passt
Oft ist es ja so, dass ein Partner schon der erfahrene Radfahrer ist und den anderen in die Welt der Fahrräder mitnimmt. Oder es gibt aus anderen Gründen einen signifikanten Leistungsunterschied. Dann gilt es eine Art und Weise zu finden, wie beide zusammen mit Spaß fahren können. Kleinert dazu:
"Grundsätzlich eignet sich Fahrradfahren – wie andere Ausdauersportarten - gut, um sie auch mit unterschiedlichen Leistungsniveaus zu betreiben. Man kann etwa den Windschatteneffekt nutzen, nur Teilstrecken zusammen fahren oder Strecken zu zweit an ausgewählten Tagen als Ergänzung zum eigenen Training sehen."
Bei langen Touren oder Bikepacking-Reisen gibt es logischerweise etwas weniger Spielraum. Hier gibt entweder konsequent der langsamere Partner das Tempo vor oder man spricht ab, dass an Kreuzungen oder vereinbarten Punkten gewartet wird.

In vielen Studien ist Radfahren - neben Laufen, Schwimmen und Wandern - eine der beliebtesten Pärchen-Sportarten.
Mit einer guten Stimmung starten
Ärger und Beziehungsstress in die gemeinsame Radtour tragen führt meist zu beidseitigem Frust. Oft reicht dann der kleinste Auslöser auf dem Rad, um einen schwelenden Konflikt ausbrechen zu lassen. Deshalb: Am besten nur dann starten, wenn ihr guter Stimmung seid.
Wenn die Stimmung vorab schon, sagen wir mal angespannt ist, ist es oft besser, sich allein in den Sattel zu schwingen, empfiehlt Experte Kleinert:
"Konflikte in der Partnerschaft können selten durch gemeinsamen Sport kompensiert werden. Es besteht die Gefahr, dass Beziehungsprobleme in den Sport transferiert werden. In dem Fall kann es eher autonomiefördernd sein, dass jeder für sich Sport macht. Sich sozusagen einen Fluchtraum schafft, in dem jeder für sich über den Koflikt nachdenken kann."

Helm auf, Stress aus - wer mit seinem Partner ein festes Start-Ritual einführt, kann sich besser auf die gemeinsame Tour einlassen.
Ein Anfangs-Ritual einführen
Den Kreis vor dem Fußballspiel, in dem die Mannschaft unmittelbar vor Anstoß zusammenkommt, kennt jeder. Das ist nichts anderes als ein Ritual, um den Spielern zu signalisieren: Ab jetzt geht’s los. Alles, was vorher war, ist egal. Das kann man auch für die Paarbeziehung übernehmen, rät Professor Kleinert.
"Solche Rituale sind aus dem Leistungssport sehr bekannt. Wenn beide Partner sich darauf einlassen, können sie auch für die Beziehung hilfreich sein."
Also, wenn euch euer Alltagsstress auf dem Rad nicht so richtig loslassen will: Probiert doch mal das gemeinsame Umziehen ins Fahrradoutfit, den Bike-Check vor dem Start bis ein einfaches Abklatschen zu EUREM Ritual zu machen.

Durchschnittlich 102 Minuten sprechen deutsche Paare täglich miteinander – ein kleines Feedbackgespräch zum Radeln sollte da noch drin sein, oder?
Wie war’s? Regelmäßig Rückblickgespräche führen
Überprüft in lockeren Abständen, die Ziele, die ihr euch am Anfang gesteckt habt. Wollt ihr andere Routen fahren, schneller, langsamer, mehr zusammen, weniger zusammen? Sind beide zufrieden oder muss noch an Stellschrauben gedreht werden?
Das Ganze kann man nebenbei beim Fahren machen, am Küchentisch – oder wer es formeller mag: mit einem regelmäßigen gemeinsamen Restaurantbesuch verbinden. "Aber das muss nicht das riesige Gespräch sein", sagt Experte Kleinert. "Wenn man grundsätzlich aufmerksam ist und achtsam miteinander umgeht, mekt man normalerweise schnell, ob der andere mit Spaß bei der Sache ist oder nicht."
Fazit: So klappt’s mit der Radtour als Paar
Bevor ihr gemeinsam in die Pedale tretet, klärt eure Erwartungen und Ziele, um Frust unterwegs zu vermeiden. Harmonie im Sattel entsteht, wenn ihr euch über eure Rollenverteilung und Motivation austauscht. Egal ob langsam oder schnell: Findet ein Leistungsmodell, das für beide passt und startet mit guter Stimmung in die Tour. Führt regelmäßige Rückblickgespräche, um eure Ziele anzupassen und sicherzustellen, dass beide Spaß haben.