Regel-Zoff um die 250-Watt-Grenze bei E-Bikes

Geht dem E-Bike die Freiheit verloren?
Zoff um die 250-Watt-Grenze bei E-Bikes

Veröffentlicht am 17.07.2025
Studie E-Bike-Leistung und rechtlicher Rahmen
Foto: Getty Images / piranka

Was ein Fahrrad ist, scheint klar – bis ein Motor ins Spiel kommt. E-Bikes mit elektrischer Unterstützung bis 25 km/h, maximal 250 Watt Nenndauerleistung und Motorunterstützung nur beim Tritt in die Pedale gelten in Europa rechtlich als Fahrräder. Das ermöglicht einfache Nutzung ohne Führerschein, Versicherung oder Zulassung.

Doch genau diese Grenze gerät zunehmend unter Druck: Manche Hersteller und Verbände fordern mehr Power – vor allem für Transport- oder Spezialräder. Auf der anderen Seite steht ein System, das gerade wegen seiner Einfachheit so erfolgreich geworden ist. Der Streit um die 250-Watt-Grenze ist längst mehr als eine technische Detailfrage – es geht um die Zukunft des E-Bikes als alltagstaugliches Verkehrsmittel, wie jetzt eine neue Studie des Zentrums für Nachhaltige Transformation (zNT) an der Quadriga Hochschule Berlin darlegt.

Warum 250 Watt mehr als Symbolkraft haben

Die 250-Watt-Grenze ist keine willkürliche Zahl. Sie markiert die Grenze, bis zu der ein Pedelec als Fahrrad gilt – mit allen rechtlichen Vorteilen. Wird diese Grenze überschritten, wird das Fahrzeug zum sogenannten "Light Electric Vehicle" (LEV) der L-Kategorie, auch S-Pedelec genannt: versicherungspflichtig, führerscheinpflichtig, aufwendiger in der Zulassung. Genau das möchten viele E-Bike-Hersteller umgehen. Doch: Mit mehr Leistung steigt auch die rechtliche Komplexität. Für Nutzer würde das bedeuten: Kennzeichenpflicht, Einschränkungen auf Radwegen und eine völlig neue Kategorie zwischen Fahrrad und Roller.

Forderungen nach Öffnung des rechtlichen Rahmens

Verbände wie LEVA-EU und der Radlogistikverband fordern seit Längerem eine Aufhebung der 250-Watt-Grenze – insbesondere für Cargo-Bikes und Fahrzeuge mit spezieller Nutzung, etwa für Menschen mit Einschränkungen. Sie argumentieren: Mehr Leistung bedeute mehr Effizienz, bessere Transportmöglichkeiten und neue Zielgruppen. Kritiker sehen darin jedoch eine gefährliche Grauzone. Ohne klare technische Grenzwerte für Gewicht, Geschwindigkeit und Bremsweg droht ein Wildwuchs, der nicht nur die Verkehrssicherheit gefährden könnte, sondern auch das Vertrauen in das E-Bike insgesamt.

Nutzer wollen vor allem Einfachheit

Eine aktuelle Civey-Umfrage im Auftrag der zNT GmbH zeigt: Der Großteil der E-Bike-Fahrerinnen und -Fahrer steht hinter der aktuellen Regelung. Über 83 % finden ihr E-Bike alltagstauglich, fast 75 % sagen, die Führerscheinfreiheit sei ihnen sehr wichtig. Nur eine kleine Minderheit (unter 9 %) wünscht sich überhaupt mehr Motorleistung. Die Botschaft ist klar: Das heutige E-Bike funktioniert – gerade weil es kein Kraftfahrzeug ist. Eine Aufweichung der Regeln könnte die Akzeptanz gefährden, die das E-Bike zur tragenden Säule moderner Mobilität gemacht hat.

Fazit: Soll an der Watt-Schraube gedreht werden?

Die Diskussion um die 250-Watt-Grenze ist mehr als ein Streit unter Fachleuten. Sie betrifft alle, die auf einfache, klimafreundliche Mobilität setzen. Eine vorschnelle Aufhebung der Leistungsgrenze könnte dazu führen, dass E-Bikes in bürokratische Kategorien abrutschen – mit Folgen für Nutzerfreundlichkeit, Sicherheit und Marktvielfalt. Die Herausforderung besteht darin, Innovation zu ermöglichen, ohne das Erfolgsmodell E-Bike zu entkernen.