Neue EU-Regel: Was sich jetzt für Radfahrer in der Bahn ändert

Endlich Schluss mit einem Nerv-Problem
Neue EU-Regel: Bahnfahren mit Fahrrad wird jetzt einfacher

Veröffentlicht am 07.07.2025
Frau steht mit ihrem Fahrrad in einem Zug
Foto: Luis Alvarez / Getty Images

Radfahren und Bahnfahren – eigentlich ein perfektes Team. Doch wer beides kombinieren will, merkt schnell: Die Realität hinkt dem Ideal oft hinterher. Umständliche Buchungen, volle Züge, keine Mitnahmemöglichkeit für das eigene Rad – gerade auf internationalen Strecken wird die Reise schnell zur Nervenprobe. Doch jetzt kündigt sich eine Veränderung an, die das Potenzial hat, vieles zu verbessern. Und zwar nicht irgendwann – sondern schon sehr bald.

Neue EU-Vorgabe: Mehr Platz fürs Rad – endlich verpflichtend

Seit dem 7. Juni 2025 gilt EU-weit: Jeder neue oder modernisierte Fernzug muss mindestens vier Fahrradstellplätze bieten. Das regelt Artikel 6(4) der Verordnung 2021/782 zu den Fahrgastrechten. Damit wird zum ersten Mal ein klarer Mindeststandard festgeschrieben – ein wichtiger Schritt für mehr Fahrradfreundlichkeit auf Europas Schienen.

Einige Mitgliedstaaten dürfen sogar eigene, höhere Mindestwerte festlegen – ein Hoffnungsschimmer für alle, die schon länger für bessere Mitnahmebedingungen kämpfen.

Doch die neue Vorgabe wirft auch Fragen auf: Reicht das wirklich aus? Und: Wer setzt die Regel bereits vorbildlich um – und wer nicht?

Aktuelle Studie zeigt: Europas Bahnen hinken hinterher

Europakarte Fahrradmitnahme im Zug
European Cyclists’ Federation

Passend zum Inkrafttreten der neuen EU-Regel hat die European Cyclists’ Federation (ECF) ihren aktualisierten Cyclists Love Trains-Report veröffentlicht. Darin bewertet sie 67 europäische Fernbahnen nach ihrer Fahrradfreundlichkeit.

Das Ergebnis:

  • Nur 3 Anbieter gelten als "exzellent": NMBS/SNCB aus Belgien (88 Punkte), SBB/CFF/FFS aus der Schweiz (88 Punkte) und MÁV-START aus Ungarn (82 Punkte)
  • Weitere 18 Bahnen wurden als "gut" eingestuft, darunter die DB (78 Punkte)
  • 13 Bahnen erlauben gar keine Fahrradmitnahme
  • Spanien und Schweden bleiben Schlusslichter
  • 46 von 67 Anbietern bleiben unter 60 Punkten – das entspricht "mäßig" bis "sehr schlecht".
  • Im Schnitt bieten Europas Fernzüge gerade mal 4 Fahrradplätze – genau das neue Minimum.

Die ECF zeigt deutlich: Vier Plätze sind besser als nichts – aber viel zu wenig, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden.

Deutsche Bahn: Vorbild oder nur Durchschnitt?

Die Deutsche Bahn schneidet im Vergleich überraschend gut ab – sie zählt zu den "guten" Anbietern. Seit 2021 hat sie 89 neue ICEs angeschafft, die jeweils acht Fahrradstellplätze bieten. Auch die Reservierung wurde verbessert – inzwischen sind Buchungen bis zu 12 Monate im Voraus möglich.

Doch auch hier gilt: Nicht alle ICEs sind fahrradtauglich, Informationen gibt es meist nur auf Deutsch und Englisch – und die Mitnahme kostet extra.

Warum vier Plätze nicht reichen – und was jetzt passieren muss

Die ECF macht klar: Die neue EU-Vorgabe ist ein überfälliger erster Schritt – aber bei weitem nicht das Ziel.

Denn:

  • Die Nachfrage steigt rasant – gerade unter Touristen, Pendlern und Alltagsradelnden
  • Viele Rad+Zug"-Reisen scheitern aktuell noch an zu wenig Platz, komplizierter Buchung oder fehlenden Infos
  • Die Kombination von Fahrrad und Bahn kann Autofahrten ersetzen – und ist damit zentrale Säule der Verkehrswende

Die Forderung der ECF:

👉 Mehr als vier Plätze pro Zug – vorausschauend geplant

👉 Klare, mehrsprachige Infos zu Mitnahme, Buchung und Preisen

👉 Fahrradfreundliche Apps, Websites und Services

👉 Bessere Integration von Leihsystemen und Kombitickets

Fazit: Die Pflicht ist da – jetzt braucht’s echten Willen zur Veränderung

Vier Fahrradplätze sind ab jetzt Gesetz. Ein Erfolg – aber auch eine Minimalanforderung. Wer es mit der Verkehrswende ernst meint, muss deutlich weiter gehen.

Jetzt ist der Moment, den Schub zu nutzen: Mit besseren Fahrradservices können Bahnen neue Zielgruppen erreichen, Kundenzufriedenheit steigern und echte Nachhaltigkeit beweisen.

Die Infrastruktur ist in Bewegung. Jetzt kommt es auf den politischen Willen und den Innovationsgeist der Bahnunternehmen an. Denn: Die Verkehrswende fährt nicht von allein – sie braucht Schiene und Pedal.

Wer den ganzen Report lesen will, findet ihn hier: Cyclists Love Trains-Report