Egal, ob du mit dem Smartphone, einer DSLR, mit der spiegellosen Systemkamera, einer Drohne oder sogar mit der Polaroid unterwegs bist – das Fotografieren auf der Fahrradtour ist eine tolle Möglichkeit, besondere Momente festzuhalten. In unserem Guide geben wir dir wertvolle Tipps & Tricks an die Hand, wie gute Fotos überhaupt entstehen. Zudem gebe ich Zubehör-Empfehlungen, damit du unterwegs noch leichter tolle Fotos machen kannst.
Das Wichtigste dabei ist jedoch das: Es geht darum, Spaß zu haben und tolle Erinnerungen zu schaffen, die du jederzeit wieder gerne anschaust.

Unser radfahrender Tausendsassa Moritz fotografiert für sein Leben gern. Angefangen hat das schon als Kleinkind, da wollte er noch seine eigens gebaute Duplo-Kamera gegen Opas-Original eintauschen. Schlussendlich zog dann sein Vater mit einer Minolta X700 (die älteren werden sich erinnern …) mit ihm los, später folgten diverse digitale Knipsen, mittlerweile ist er "auf Canon heimisch". Seine Fotos zieren meist seine eigenen Testberichte aus den letzten knapp zehn Jahren - von Produkt- bis Action ist sein Metier, auch (Reise-) Reportagen begleitet er regelmäßig. Sein Portfolio findet ihr unter www.moritzschwertner.de.
Fototipps aus der Praxis
Seit über 30 Jahren fotografiere ich, knapp die Hälfte davon professionell – das hier sind meine wichtigsten Tipps aus meiner Praxis:

Runter mit der Kamera!
Blumenpflücken für Fotofreunde: Versuche doch mal, deine Kamera knapp über oder direkt auf die Grasnarbe zu platzieren - besonders bei Blumen gesäumter Wiese kann das einen schönen, natürlichen Rahmen bilden. Das Foto von diesem Specialized-E-Bike (hier im Test!) habe ich schlicht mit unserem Redaktions-Alleskönner geknipst, einem 24-105 mm f/4.0 bei 105 mm und "Offenblende". Die Folge? Schön weicher Vordergrund, ruhiger, schön zerfließender Hintergrund. Und weil das Rad auf einer Schärfenebene liegt, ist es auch buchstäblich auf ganzer Linie in Fokus.

Fahr auf die Kamera zu!
Frontal fotografierte Action ist so was wie die Königsdisziplin. Warum? Weil du dein Motiv mit deiner Kamera mitverfolgen musst - und weil der Autofokus oft schwerstarbeit verrichten muss. Im Idealfall rollst du ja nicht auf die Kamera zu, sondern schießt quasi über den Trail. Was tun? Moderne Kameras können die Schärfe gut "mitführen", verfolgen dein Objekt also. Aber auch iPhones und ältere Spiegelreflexkameras können das gut, sofern man vorher einen definierten Schärfepunkt setzt. Und das geht so: Stell dein Gegenüber oder gar dich an die Stelle, wo du ihn haben möchtest. Fokussiere nun auf ihn und speichere die Einstellung. Das geht entweder, in dem du den Autofokus ausmachst oder (bei hochwertigeren Modellen) die AF-Off-Taste gedrückt hältst. Losfahren lassen, ein bisschen zu früh draufdrücken und zack: Kollege Lukas Hoffmann war auf dem Testrad knackscharf.

Die Totale macht die Szenerie!
Szenerie in Szene setzen per Totale – eine Herausforderung, die aber grandiose Postkarten-Motive liefern kann. Bei weiten Aufnahmen muss nicht nur das Motiv perfekt ins Bild gesetzt werden, vielmehr spielt der Hintergrund eine buchstäblich vordergründige Aufgabe. Du willst die Landschaft genauso in den Mittelpunkt rücken wie deinen Mitsportler oder dein Bike? Kein Problem, mit einer Totale kannst du beides kombinieren – aber du musst vorher den richtigen Abstand und Blickwinkel finden. Am Ende entscheidet die Szenerie und dein Objektiv - "zoom am besten auch mal mit den Füßen", wie mein Vater immer zu sagen pflegte.

Mietzieher zeigen Speed!
Dynamik entsteht in der Bewegung - und Mietzieher vervielfachen diesen Effekt massiv. Mein Tipp für gelungene Speed-Fotos: Nimm den Kehrwert deiner Objektiv-Brennweite als Richtwert für deine Belichtung. Fotografierst du mit einer Brennweite von 200 Millimetern ist das entsprechend eine 1/200 Sekunde - damit verwischt man den Hintergrund bei hohen Geschwindigkeiten schon deutlich. Mit etwas Übung und noch mehr Glück gelingen dann auch scharfe Bilder bei noch längeren Belichtungen. Andernfalls werden sie halt etwas unschärfer, aber nicht weniger ansehnlich wie im obigen Beispiel.

Probiert neues aus!
"Drama, Baby!" wusste schon Ex-GNTM-Juror Bruce Darnell. Und so gespalten man über die Klumsche-TV-Serie auch sein darf, ein Fünkchen Wahrheit hat der Spruch trotzdem. Beispiel? Das Foto oben. Einfach nur das Rad in Szene setzen? Kann, wie bei Tipp 1 funktionieren, wirkt aber oft etwas leer. Also: wieso nicht einfach mal das eigene Rad aus sicherer Entfernung etwas anschmachten? Oder mit Überzeugung (und gestählten Waden!) zum Rad laufen? Erlaubt ist, was gefällt - probiert euch einfach aus!

Der Spaß muss an erster Stelle stehen - für dich und Teilnehmer
Spaß geht vor - immer! Das habe ich anfangs in meinem Wahn oft nicht bedacht. Gerade wenn du Mitstreiter fotografierst, lohnt es sich oft nicht, denjenigen bis zum vermeintlich perfekten Bild zu triezen. "Noch einmal, aber jetzt ist schön" klingt für dich bestimmt nett - dein Gegenüber mag das aber nicht ständig hören. Am Ende gilt die Devise: Hauptsache, ihr habt Spaß und erfreut euch später am Ergebnis. Das zählt - und nichts anderes.
Zubehör-Tipps aus der Praxis
Wenn du unterwegs viel fotografierst, kann das richtige Zubehör einen großen Unterschied machen. Hier sind einige Gadgets die sich bei mir echt bewährt haben – und denen oft egal ist, mit welchem System du fotografierst:
Canon RF 28 mm f/2.8 STM
Okay – wir fangen mit einer Ausnahme an. Das kleine "Pancake"-Objektiv von Canon ist nach kurzem Testzeitraum seitens des Herstellers mein neues "Alltagsobjektiv" geworden. Es trägt mit seinen 120 Gramm in der Fototasche nicht auf, in Kombination mit eher kleinen Kameras wie der EOS R8 ist es zudem superkompakt und superleicht. Die Abbildungsleistung ist tiptop, die Schärfe in der Mitte und am Rand selbst bei Offenblende (also größtmöglicher Blende) und hochauflösenden Sensoren hervorragend. Wie mittlerweile im Objektiv-Design usus, setzt das kleine Objektiv jedoch auf digitale Korrekturen – ohne diese ist die Verzeichnung recht deutlich zu erkennen, zudem vignettiert es vergleichsweise stark. Für mich ist das bei der Bauart jedoch zu verschmerzen, die kompakten Maße und das geringe Gewicht überzeugen mich deutlich mehr.
winzig, mit 120 Gramm superleicht
tolle Abbildungsleistung
vergleichsweise günstig
nur für Canon RF – passt nicht an EF-Kameras!
setzt auf digitale Korrekturen in der Kamera
Autofokus nicht lautlos
Evoc Hip Pack Capture 6
Irgendwo muss die Kamera ja hin – da ich recht stark schwitze und möglichst leicht touren möchte, kommt ein (Foto-) Rucksack quasi nicht infrage. Stattdessen nutze ich oft und gerne die recht kleine Hip-Pack-Tasche von Evoc. Sie ist vergleichsweise klein, fasst aber locker eine EOS R5 samt angesetztem RF 24-105L (oder vergleichbar) und hat noch etwas Platz über. Je nach Grad der eigenen Packkünste passt dann noch das Portemonnaie und ein Powerriegel rein. Abhängig von der Beladung trägt sich die Tasche dann sehr gut bis gut am Rücken. Sehr gut, wenn nur leichtes Equipment wie eine GoPro samt Zubehör drin lagert, gut, wenn die meine schwere R5 mit dem kleinen 70-200 drin steckt, dann hängt sie mir etwas zu sehr an der Hüfte runter. Zwiegespalten bin ich beim Preis: 130 Euro sind eine Hausnummer, selbst dann, wenn man die Tasche auch prima anderweitig nutzen kann. Die hervorragende, zigfach Waschmaschinen erprobte, sehr langlebige Verarbeitung macht das in meinen Augen aber mindestens teilweise wett.
für die Abmessungen großzügiges Raumangebot
trägt sich auch auf langen Touren bequem
tadellose Polsterung, sehr guter Halt
hängt etwas durch, wenn (zu) schwer beladen
Rückwand nicht Schweißfest
je nach Einsatzzweck etwas wenig Fächer
Joby Gorillapod
Ursprünglich hatte ich mir das Gorillapod als vollwertigen Stativersatz vorgestellt – das ist das Klammeräffchen aber nur bedingt. Cool ist, dass du das Mini-Stativ dank der Kugelgelenke wirklich gut und frei einsetzen kannst. Äste, Laternen, Mauern, Zäune – ich hatte das kleine Ding schon überall stehen oder klemmen. Schade ist nur, dass es eben zur Szenerie passen muss. In der kroatischen Steppe musste ich alles aus Bodennähe fotografieren, weil weit und breit kein Pfahl oder Ähnliches zur Verfügung stand. Je nach Modell ist ein wertiger Kugelkopf verbaut – in meiner "5k"-Variante trägt er auch schwere Telezooms tapfer und lässt sich auch nach jahrelanger Nutzung gut verstellen. Wer viel vloggt, kann das Stativ zudem prima als Armverlängerung oder Selfiestick nutzen, auch als behelfsmäßige Steadycam hatte ich es schon im Einsatz. Kurzum: Das kleine "immer-dabei"-Stativ ist seit über zehn Jahren gerne an meiner Seite.
hält prima an Ästen, Zäunen, Pfählen
eher klein und kompakt, toller Kugelkopf
verschiedene Modelle verfügbar
trotz Affengriff eingeschränkte Nutzungsmöglichkeiten
als 5k-Variante nicht leicht (xxx Gramm)
kein Schnäppchen
Fujifilm Instax Mini 40
Mit den kleinen Instax-Kameras gibt es Bilder direkt auf die Hand: Mit etwa 450 Gramm inklusive vollem Film und Batterien ist die kleine Mini 40 sogar ein veritables Leichtgewicht, eine EOS R8 mit dem eben vorgestellten 28-mm-Objektiv ist 200 Gramm schwerer. Dafür muss man aber Kompromisse eingehen: Das Objektiv ist mit 60 Millimetern Brennweite eher lang für den Alltag, zudem ist das Format eigentlich nur für Hochformatfotos wirklich sinnvoll. ISO? Blende? Belichtung? Manuelle Eingriffsmöglichkeiten aller Art sucht man vergebens. Dafür kann man sie auch völlig unbedarften einfach so in die Hand geben. Was mir wirklich fehlt, ist ein Selbstauslöser mit einstellbarem Timer – und (je nach Situation) die Möglichkeit eines digitalen Zwillings. Die Film-Preise sind happig (20 Euro für 20 Fotos), dafür aber direkt verfügbar. Ich habe die Kamera nun ein halbes Jahr – und bereits knapp 100 Fotos im zugehörigen Album. Das sagt doch alles, oder?
simple Bedienung
Fotos automatisch innerhalb von Minuten entwickelt
Auswahl an Farb- und S/W-Filmen
keine manuellen Eingriffsmöglichkeiten
nur zehn Fotos je Magazin
kein digitaler Zwilling