Ein Plattfuß ereilt dich stets zur Unzeit: Die Profis winken ihr Begleitfahrzeug heran, der Mechaniker tauscht Vorder- oder Hinterrad in null Komma nichts aus. Wo sich die Profis die Hände selbst nicht schmutzig machen müssen, musst du im Fall der Fälle selbst ran.
Doch keine Sorge – mit ein bisschen Übung und dem richtigen Werkzeug kannst du einen Schlauchwechsel selbst in wenigen Minuten erledigen. Unsere Schritt-für-Schritt-Anleitung, in der Liste sowie im Video, zeigt dir, wie es geht – egal, ob auf der Straße, dem Trail oder in deiner Werkstatt.
Fahrradschlauch wechseln: so funktioniert's!

Pannenhelfer: Diese Gadgets solltest du immer dabei haben!
Um für einen Platten vorbereitet zu sein, musst du diese Gadgets immer dabei haben:
- einen funktionsfähigen, passenden Schlauch (also nicht den vom letzten Mal getauschten und noch nicht geflickten)
- ein Multitool
- zwei Montierhebel
- ein kleines Läppchen oder Gummihandschuhe
- ggf einen selbstklebenden Flicken und ein Stück Schmirgelpapier
- Pumpe
Der Ersatzschlauch muss funktionsfähig sein, das sollte man ab und zu kontrollieren, wir sprechen hier aus Erfahrung. Multitool und Montierhebel gehen klar, der Lappen oder die Gummihandschuhe müssen nicht zwingend sein, schonen aber die Hände. Mit einem zusätzlichen selbstklebenden Flicken hast du eine zusätzliche Notreserve, die Pumpe hast du eh am Rad.

Hinterrad ausbauen
Zuerst schaltest du aufs kleinste respektive ein kleineres Ritzel, dann lässt sich das Hinterrad am einfachsten aus der Umklammerung der Kette lösen. Ob zum Ausbau die Kette auf dem großen oder kleinen Kettenblatt liegt, ist eigentlich unerheblich.
Dann löst du mit einem Multitool oder einem entsprechenden Hebel die Steckachse, schraubst sie komplett auf und ziehst sie raus.
Jetzt hebst du das Rad am Sattel in die Höhe. Meistens plumpst das Hinterrad von alleine aus dem Hinterbau. Falls nicht, musst du es manuell ausfädeln.
Das Laufrad legst du nun beiseite und bettest dein Rad auf die linke Seite, idealerweise in eine Wiese, dann wird der Edelrenner nicht verkratzt und die Kette nicht schmutzig.

Reifen demontieren
Um den Schlauch herauszunehmen, muss vorher der Reifen demontiert werden. Dazu reicht es allerdings, den Reifen an einer Seite aus der Felge zu hebeln. Du gehst wie folgt vor:
- Zuerst drückst du den Wulst des Reifens auf einer Seite vom Felgenhorn in die Felgenmitte. Dann hat der Reifen mehr Spiel und du kannst den Reifenwulst leichter über die Felgenflanke hebeln.
- Jetzt musst du den Reifenwulst über die Felgenflanke ziehen. Du fängst auf der gegenüberliegenden Seite vom Ventil aus betrachtet an. Jetzt drückst du den Reifenwulst über die Felgenflanke. Das geht mühsam, du versuchst es dennoch zunächst ohne Montierhebel. Mit ordentlicher Fingerkraft solltest du den Reifen drüber bekommen. Gelingt dir das nicht, nimmst du deine Montierhebel zu Hilfe. Bei Alufelgen ist das kein Problem, bei Carbonfelgen musst du sorgfältig arbeiten um die teure Felge nicht zu beschädigen. Hast du den Reifen über dem Kipppunkt der Felge, arbeitest du dich rechts und links in Richtung Ventil vor und öffnest am Ende die Seite komplett, der Schlauch ist sichtbar.

Schlauchwechsel
Nachdem der Reifen auf einer Seite aus dem Felgenbett gehoben wurde und der Schlauch sichtbar ist, ziehst du diesen einfach heraus. Am Ventil drückst du den Reifen über das Ventil und ziehst es ebenso aus dem Ventilloch heraus, der Schlauch ist befreit.
Bevor du nun den neuen Schlauch einsetzt, tastet du im Reifeninnern den Reifen rundum mit den Fingerspitzen nach Steinchen, Nägeln oder sonstigen den Schlauch verletzenden Störenfrieden ab. Steck noch was in der Decke, zieh es raus.
Jetzt setzt du einen neuen Schlauch (oder den reparierten) in der umgekehrten Reihenfolge wie beim Ausbau wieder ein: Zuerst am Ventil, dann den Reifen übers Ventil heben, den Schlauch in den geöffneten Reifen einlegen, ohne ihn zu verdrehen.

Reifen wieder montieren
Um den Reifen wieder ins Felgenbett zurück zu heben, fängst du am Ventil an. Du drückst das Ventil ein Stück zurück in Richtung Reifen und hebst diesen mit dem Wulst genau am Ventilloch ins Felgenbett. Hast du das Ventil etwas eingedrückt, verhinderst du, dass sich der Schlauch zwischen Reifenwulst und Felgenhorn verzwickt. In diesem Falle hättest du beim finalen Aufpumpen sofort einen neuen Platten.
Jetzt hebst du den Reifenwulst sukzessive abwechselnd rechts und links vom Ventil an beginnend ins Felgenbett. Du musst sorgfältig darauf achten, dass sich der Schlauch nicht zwischen Felge und Reifen einklemmt. Gegebenenfalls kannst du den Schlauch ein klein wenig aufpumpen, dann schmiegt sich der Schlauch leichter ins Felgenbett ein.
Das letzte Stück wird zur Herausforderung: Am besten machst du das mit deiner üppig vorhandenen Fingerkraft. Gelingt es dir nicht, ohne Werkzeug den Reifen ins Felgenbett zu hieven, nimm die Montagehebel. Profitipp: Vorher mal üben!
Ist nun der Reifen wieder komplett im Felgenbett versenkt, schaust du rundum, ob der Schlauch nirgendwo eingezwickt ist.

Aufpumpen
Nun gilt es, den Reifen auf Betriebsdruck aufzupumpen. Zunächst pumpst du erstmal soviel Luft rein, bis der Reifen in Form ist, er sich aber noch hin und her drücken lässt. Dann drückst du die Seitenflanke rundum in regelmäßigen Abständen mit den Daumen ein, damit sich gegebenenfalls einzelne eingeklemmte Schlauchabschnitte zwischen Reifen und Felge lösen und du nicht unmittelbar nach dem endgültigen Aufpumpen gleich wieder Platt hast.
Im Anschluss heißt es: Pumpen, pumpen, pumpen.
Mit den kleinen Rahmen-Pumpen gelingt des in der Regel gut den erforderlichen Mindestdruck zum Fahren zu erzeugen, ist aber meist dennoch mühsam. Auch bei unserer wirklich guten BBB Doubleshot brauchten wir einige Hübe, um den richtigen Druck zu erzeugen.
Natürlich gibt’s auch die Pumpen mit Kartuschen, dann entfällt das Pumpen. Ob eine mechanische Pumpe oder eine Co2-Kartuschenpumpe ist auch bei uns in der Redaktion umstritten, jedem das Seine.

Hinterrad einbauen
Nachdem der Schlauch erfolgreich gewechselt ist und der Reifen aufgepumpt, muss das Hinterrad zurück in den Rahmen. Dazu hältst du das Rad mit der linken Hand am Hinterbau fest. Nun fädelst du die Kette auf das kleinste Ritzel oder auf dasjenige, bei welchem das Schaltwerk zuvor lief. Jetzt ziehst du das Schaltwerk nach hinten und lässt das Hinterrad ins Ausfallende und gleichzeitig in den Bremssattel gleiten. Das hakt manchmal etwas, sei vorsichtig und verkratz nichts.
Zu guter Letzt schraubst du die Steckachse wieder ins Ausfallende und ziehst diese mit Handkraft fest. Das war’s!

Tipps zum Schluss
- Nimm alles wieder mit und lass nichts liegen. Die Umwelt dank es dir.
- Den defekten Reifen kannst du flicken. Das schont deinen Geldbeutel und dient der Übung.
- Zu den oben dargestellten Utensilien kannst du auch noch einen Ventiladapter aus Alu hinzufügen. Dies ermöglicht dir, dein Sclaverand-Ventil auch an einer Tankstelle aufzupumpen.
- Hast du keinen Lappen oder Einweghandschuhe dabei, kannst du die Kette auch mit breiten Grashalmen anfassen, ohne die Finger einzusauen.