Ob atemberaubende Geschwindigkeiten, unfassbare Distanzen oder skurrile Höchstleistungen – die erzielten Weltrekorde auf dem Fahrrad zeigen, wozu Mensch und Fahrrad fähig sind. Der Mensch giert von Natur aus nach Höchstleistungen. Auch die Selbstverwirklichung spielt dabei eine Rolle. Und heutzutage mehr denn je das Streben nach Bewunderung, Anerkennung und dem 15-Minute-Fame. Klar ist: Finanzielle Anreize lassen sich ebenso wenig von der Hand weisen wie die dadurch entstehende mediale Aufmerksamkeit. Wer Rekorde aufstellt, landet dazu meist in den Geschichtsbüchern, auf Titel- und Startseiten und macht sich so unsterblich.
Das Fahrrad ist ein probates Mittel, um neue, bisher unerreichte Rekorde aufzustellen. Hier sind ein paar der bisherigen, verrücktesten Weltrekorde aufgelistet.
Längster Wheelie auf einem Fahrrad
Man mag es kaum glauben, aber im Jahre 1999 stellte der Amerikaner Kurt Osburn diesen Gaga-Rekord auf dem Hinterrad fahrend auf, indem er so im Sattel hockend lockere 11 Stunden absolvierte. Belohnung: der Eintrag im Guinessbuch der Rekorde.
2018 setzte er noch einen drauf: Er fuhr von Anaheim in Kalifornien nach Orlando in Florida, von Küste zu Küste: 4 569,89 Kilometer. Fun Fact: Dabei spulte er sagenhafte 1,8 Millionen Pedalumdrehungen ab. Irre? Könnte man so bezeichnen, oder?
Das schnellste Fahrrad der Welt
Wohlgemerkt: mit Muskelkraft betrieben. Die Firma AeroVelo stellte im Jahr 2016 mit dem auf absolute Aerodynamik getrimmten Velomobil und dem Fahrer Todd Reichert einen Weltrekord mit irren 144,17 km/h auf. Noch verrückter wird es, wenn man bedenkt, dass der Fahrer komplett innerhalb des Velomobils verschwand und ein Außenkontakt nur über zwei kleine Kameras und einen Bildschirm bestand. Übrigens wog das Fahrrad "nur" 25 kg, der Drehort dieses Spektakels war die State Route 305 in den USA. Einen Eindruck vom Bau und Innenleben gibt es in diesem Video zu finden.
Die meisten Kilometer in einem Jahr
Wir schreiben das Jahr 1939, sprechen über ein Stahlrad mit vier Gängen, satten 15 kg Eigengewicht und eine Zeit, die nicht die glücklichste der Geschichte war. Und wir sprechen von Tommy Godwin, der mit seinen 27 Jahren einen Rekord für die Ewigkeit aufstellte. Auf seinem Raleigh-Fahrrad legte er bei Wind und Wetter einen Kilometer nach dem anderen zurück. Es gilt zu bedenken, dass es damals keine wetterfeste Regen- und Funktionskleidung gab, die Trikots aus Baumwolle bestanden, die sich voll Wasser sogen und allgemein das Material noch nicht das Beste war. Desto eher muss man den Hut ziehen, denn am Ende stand eine magische Zahl von 120805 Kilometern. Wir rechnen das mal eben runter: Das sind rund 330 Kilometer am Tag. Wer sich überzeugen möchte, findet alle Infos auf einer eigenen Website und hier ein Video auf Englisch, in dem u. a. Zeitzeugen zu Wort kommen. Interessant für jeden Radsportfan.
Stunden-Weltrekord
Dieser Weltrekord, bei dem versucht wird, in einer Stunde so viele Kilometer wie möglich zurückzulegen, geht momentan sowohl bei den Herren als auch den Frauen nach Italien. Der Rekord, an dem sich schon seit 1873 stetig zahlreiche Fahrer und Fahrerinnen versucht haben, gehört seit dem 8. Oktober 2022 Filippo Ganna, erfolgreicher Profi bei Ineos Grenadiers. Er legte innerhalb einer Stunde im Tissot Velodrome in Grenchen, Schweiz, sagenhafte 56,792 Kilometer zurück.
Die Italienerin Vittoria Bussi tat es ihm gleich und stellte im Velódromo Bicentenario im mexikanischen Aguascalientes am 13. Oktober 2023 mit 50,267 Kilometern bei den Frauen einen neuen Fabelweltrekord auf. Zudem ist sie damit die erste Frau, die die Schallmauer von 50 km/h durchbrach. Vor solchen Leistungen ziehen wir den Hut.
Das längste Tandem-Fahrrad der Welt
Schnappatmung, wenn man diese Daten liest: 55,16 Meter misst das Fahrrad-Vehikel des Niederländers Ivan Schalk und seines Teams. Am 3. Juni 2023 knackte er damit sogar direkt zwei Rekorde: "Längste Tandem-Fahrrad der Welt" sowie "Größtes fahrbares Fahrrad der Welt". Wer jedoch nach einer Ähnlichkeit mit einem Fahrrad sucht, muss schon zwei- oder dreimal hinschauen, sieht es doch eher aus wie ein riesiger Stahlträger mit zwei dicken Rollenwalzen als Räder darunter.