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Mit dem Fahrrad den Alltag neu erleben
Abenteuer Alltag

Wie viel Platz ist in unserem von Routinen geprägten Leben für kleine Fluchten? Das Fahrrad schafft Freiräume, erklärt Henning Clausen von Bergamont.

Radfahrer, Alltag, Hafen
Foto: Bergamont
Wie viel Platz ist im Alltag für Abenteuer?

Henning Clausen: Ehrlich gesagt: keiner. In unserer modernen, leistungsorientierten, sich fortwährend selbst beschleunigenden Leistungsgesellschaft bleibt hierfür kaum Raum. Alles und jeder ist komplett nach Plan durchgetaktet und alles Unvorhergesehene wird meist als lästiges Störfeuer empfunden. Also werden Zufälle, Spontaneität und Improvisation nach Möglichkeit vermieden. Paradoxerweise beschweren wir uns zugleich über die Eintönigkeit unseres alltäglichen Lebens.

Abenteuer Fahrrad
Kann das Fahrrad aus der Ein- eine Mehrtönigkeit machen?

Das Fahrrad ist eine Art Fluchtgefährt, das es uns ermöglicht, dem grauen Alltag zu entkommen. Es bringt uns raus aus dem öden Trott bzw. mitten hinein ins Abenteuer, hebt unsere Erlebniswelt auf ein neues Level und ist dabei eine Art Drehscheibe für unsere Sehnsüchte, das Verlangen nach Spannung und Intensität. Darum nennen wir unsere Gravelbikes auch Emotional Booster, also Gefühlsverstärker. Tatsächlich, das zeigen etliche Untersuchungen, werden schon nach wenigen Pedaltritten Botenstoffe ausgeschüttet und unser Körper wird mit Glückshormonen überflutet.

Für manche ist die Fahrt durch den Großstadtdschungel allerdings fast schon zu viel Abenteuer. Welche Alternativen gibt es?

Tatsächlich lauern im städtischen Straßenverkehr möglicherweise größere Gefahren als bei einer mehrtägigen exotischen Abenteuertour fernab asphaltierter, dicht befahrener Straßen. Im urbanen Raum kann man sich alternativ auch im intermodalen Split bewegen, sprich verschiedene Verkehrsmittel smart kombinieren. Wenn’s nur irgend geht, rate ich allerdings, die gesamte Wegstrecke mit dem Rad zurückzulegen, dafür aber so sicher wie irgend möglich, mit hochwertiger, perfekt gewarteter Licht- und Bremsanlage und immer mit Helm sowie sichtbarer Kleidung ausgestattet. Denn Abenteuerlust sollte letztlich nicht in Leichtsinn ausarten.

Vor allem wenn man eigentlich keine Zeit hat: Wie viel Zeit braucht man für eine Alltagsflucht?

Zeit ist relativ, man kann sie sowohl dehnen als auch komprimieren. Mag etwas esoterisch klingen, Fakt ist jedoch, wir nehmen Zeit ganz unterschiedlich wahr, je nachdem wie und womit wir sie ausfüllen. Es ist also gar nicht entscheidend, ob mein Abenteuer ganze drei Wochen oder nur drei Stunden andauert, wichtig ist, was ich in der gesetzten Zeit persönlich erleben, fühlen und bewältigen kann und dass ich am Ende meines Abenteuers etwas Packendes zu erzählen habe.

Welches ist das ideale Abenteuer-Rad, mit dem sich auch der Alltag fit gestalten lässt?

Wenn sich Alltag und Abenteuer verbinden lassen sollen, dann muss das Rad wandelbar sein und idealerweise ohne Kompromisse zwischen diesen beiden Welten hin und her pendeln können. Das Rad darf dabei nicht allzu schwerfällig und gleichermaßen hart im Nehmen sein, sprich, ein relativ leichtes, aber absolut stabiles und zuverlässiges Rad wäre optimal. Womit meine erste Wahl recht eindeutig auf ein Gravelbike fallen würde.

In zwei (kurzen) Sätzen: Was ist das Beste an einer Auszeit auf dem Fahrrad? Egal ob man jetzt zum Job radpendelt oder am Wochenende losradelt?

Das intensive Erlebnis, die Tiefe der Emotionen, die Authentizität der Gefühle, unabhängig von Jahres- oder Tageszeit und die Möglichkeit zur Improvisation … denn wie John Lennon schon vor über vier Jahrzehnten sang: "Life is what happens to you while you’re busy making other plans."