1.000 Watt im E-Bike-Motor: Sinnvoll oder sinnlos? Der BikeX-Kommentar!

Brauchen wir mehr als 250 Watt Dauerleistung?
Das spricht für und gegen stärkere E-Bike-Motoren

Veröffentlicht am 26.07.2025
Unno hat ein neues E-MTB mit dem Avinox-Motor von DJI präsentiert: Mith!
Foto: Unno Bikes

Kurze Einordnung: E-Bike-Motoren haben seit Markteinführung ein gesetzliches Limit hinsichtlich der mit Unterstützung erreichbaren Geschwindigkeit (25 km/h) und der möglichen Dauerleistung – nämlich 250 Watt. Festgeschrieben ist letzteres in der EU-Verordnung EN 15194 sowie der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG – und die sagt kurz zusammengefasst folgendes:

Kurz & knapp: 250 Watt Dauerleistung erklärt

  • Dauerleistung gesetzlich festgelegt auf 250 Watt ...
  • ... und Motorunterstützung bis 25 km/h
  • deshalb behandelt wie ein "normales" Fahrrad
  • daher auch keine Zulassungspflicht
  • kein Führerschein nötig
  • keine Helmpflicht
  • keine Versicherung nötig
  • festgehalten in EN 15194

Was heißt denn jetzt Dauerleistung?

Korrekt müsste es "Nenndauerleistung" heißen – damit meint die EU-Vorgabe den Wert, den der Motor kontinuierlich für 30 Minuten liefern kann, ohne zu überhitzen. Und genau hier liegt quasi das Problem: Die EU schreibt nur 250 Watt vor, lässt den Weg dorthin aber offen wie ein Scheunentor. Das machen sich natürlich die Motorenhersteller zunutze, denn "kurzzeitig" kann die Leistung deshalb teils krass von der Nenndauerleistung abweichen, so lange wie am Ende trotzdem "nur" 250 Watt im Schnitt ankommen – was die 1.000 Watt bei DJI und 750 Watt bei Bosch erklärt.

Bosch, Shimano & der Rest: E-Bike-Motoren in der Übersicht

Der Markt an E-Bike-Mittelmotoren ist in den letzten Jahren recht unübersichtlich geworden. Neben den beiden großen Playern Bosch und Shimano buhlen auch andere Marken um die Gunst der Käuferschaft – was die Anzahl der reinen Motorenhersteller ganz locker hoch zweistellig werden lässt. Für uns ein guter Anlass, hier einmal Licht ins Dunkel zu bringen – und auch die Verfolger, Newcomer und Exoten kurz vorzustellen:

Pro: Das spricht für eine unregulierte Spitzenleistung

Mehr Innovation wagen – darunter kann man das Thema gut zusammenfassen. Ob "der Markt" mehr als 250 Watt wirklich braucht, sollten am Ende die Kunden entscheiden können. Ähnliches ist ja bereits hinsichtlich des Drehmoments geschehen. Ältere Motoren-Generationen hatte noch 60 bis 70 Newtonmeter, erst seit 2020 wurde es kontinuierlich mehr – weil der Markt und die Hersteller das gefordert und eben auch angeboten hatten. Am Ende sehen wir durchaus positives an einer Anhebung, denkbar wäre

 kräftigere Motoren für spezielle Radkategorien (bspw. Lastenräder)

 allgemein größerer Wettbewerb zwischen den Herstellern

Moritz Schwertner, Redakteur BikeX
Moritz Schwertner
BikeX-Redakteur

Kontra: Das spricht gegen eine unregulierte Spitzenleistung

Doch dieses "höher, schneller, weiter" hat auch Nachteile. Zweifellos fordern stärkere Motoren auch mehr vom Fahrer, das Fahrkönnen sollte also mitwachsen. Mehr Kraft braucht auch mehr Saft, was unterm Strich größere Akkus nötig machen dürfte, und die Räder damit auch noch schwerer als ohnehin schon. Politische Folgen sind bei dem Thema auch nicht zu unterschätzen, schließlich liegen wir bei 85 Nm Drehmoment bereits auf dem Niveau eines modernen Mittelklasse-Motorrads.

 schwieriger zu fahren

 benötigt größere Akkus, Räder werden schwerer

 könnte politisch ungewollte Folgen haben (Helmpflicht etc.)

Binzenhöfer
Katharina Binzenhöfer
BikeX-Redakteurin

Eure Meinung: Brauchen wir stärkere E-Bike-Motoren?