Kurze Einordnung: E-Bike-Motoren haben seit Markteinführung ein gesetzliches Limit hinsichtlich der mit Unterstützung erreichbaren Geschwindigkeit (25 km/h) und der möglichen Dauerleistung – nämlich 250 Watt. Festgeschrieben ist letzteres in der EU-Verordnung EN 15194 sowie der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG – und die sagt kurz zusammengefasst folgendes:
Kurz & knapp: 250 Watt Dauerleistung erklärt
- Dauerleistung gesetzlich festgelegt auf 250 Watt ...
- ... und Motorunterstützung bis 25 km/h
- deshalb behandelt wie ein "normales" Fahrrad
- daher auch keine Zulassungspflicht
- kein Führerschein nötig
- keine Helmpflicht
- keine Versicherung nötig
- festgehalten in EN 15194
Was heißt denn jetzt Dauerleistung?
Korrekt müsste es "Nenndauerleistung" heißen – damit meint die EU-Vorgabe den Wert, den der Motor kontinuierlich für 30 Minuten liefern kann, ohne zu überhitzen. Und genau hier liegt quasi das Problem: Die EU schreibt nur 250 Watt vor, lässt den Weg dorthin aber offen wie ein Scheunentor. Das machen sich natürlich die Motorenhersteller zunutze, denn "kurzzeitig" kann die Leistung deshalb teils krass von der Nenndauerleistung abweichen, so lange wie am Ende trotzdem "nur" 250 Watt im Schnitt ankommen – was die 1.000 Watt bei DJI und 750 Watt bei Bosch erklärt.
Bosch, Shimano & der Rest: E-Bike-Motoren in der Übersicht
Der Markt an E-Bike-Mittelmotoren ist in den letzten Jahren recht unübersichtlich geworden. Neben den beiden großen Playern Bosch und Shimano buhlen auch andere Marken um die Gunst der Käuferschaft – was die Anzahl der reinen Motorenhersteller ganz locker hoch zweistellig werden lässt. Für uns ein guter Anlass, hier einmal Licht ins Dunkel zu bringen – und auch die Verfolger, Newcomer und Exoten kurz vorzustellen:
Pro: Das spricht für eine unregulierte Spitzenleistung
Mehr Innovation wagen – darunter kann man das Thema gut zusammenfassen. Ob "der Markt" mehr als 250 Watt wirklich braucht, sollten am Ende die Kunden entscheiden können. Ähnliches ist ja bereits hinsichtlich des Drehmoments geschehen. Ältere Motoren-Generationen hatte noch 60 bis 70 Newtonmeter, erst seit 2020 wurde es kontinuierlich mehr – weil der Markt und die Hersteller das gefordert und eben auch angeboten hatten. Am Ende sehen wir durchaus positives an einer Anhebung, denkbar wäre
kräftigere Motoren für spezielle Radkategorien (bspw. Lastenräder)
allgemein größerer Wettbewerb zwischen den Herstellern

Konkurrenz belebt das Geschäft - das gilt umso mehr für die E-Bike-Branche, die sich bis vor Kurzem vielleicht etwas auf ihren Lorbeeren ausgeruht hat und recht rüde von DJI als neuem Player aufgeweckt wurde. Also 1.000 Watt für alle? Jein - hier sehe ich Politik und Hersteller in der Pflicht zu definieren, welche Radgattungen von mehr Power wirklich profitieren, und bei welchen das überflüssig ist. Im städtischen Raum sehe ich 1.000 Watt Spitzenleistung wie bei DJI für Pendler durchaus kritisch, bei echten Lastenrädern mit schwerer Beladung hingegen dagegen für durchaus sinnvoll. Am Ende sollte man mit Maß und Mitte an der Leistungsschraube drehen, dabei Politik und Motorenhersteller an einen Tisch bitten. Einfach nur "750 Watt ist genug für alle!" zu rufen ist mir zu einfach - und hemmt in erster Linie nur eines: Die von uns so oft gelobte Innovationskraft.
Kontra: Das spricht gegen eine unregulierte Spitzenleistung
Doch dieses "höher, schneller, weiter" hat auch Nachteile. Zweifellos fordern stärkere Motoren auch mehr vom Fahrer, das Fahrkönnen sollte also mitwachsen. Mehr Kraft braucht auch mehr Saft, was unterm Strich größere Akkus nötig machen dürfte, und die Räder damit auch noch schwerer als ohnehin schon. Politische Folgen sind bei dem Thema auch nicht zu unterschätzen, schließlich liegen wir bei 85 Nm Drehmoment bereits auf dem Niveau eines modernen Mittelklasse-Motorrads.
schwieriger zu fahren
benötigt größere Akkus, Räder werden schwerer
könnte politisch ungewollte Folgen haben (Helmpflicht etc.)

E-Bikes werden derzeit wie herkömmliche Fahrräder behandelt – ohne verpflichtende Versicherungen, Helmpflichten oder Führerscheine.
Würde man jedoch die Motorleistung erhöhen, brächte das unnötige bürokratische Hürden mit sich, obwohl für die meisten von uns mehr Leistung einfach nicht notwendig ist. Und mal ehrlich, wirklich nachhaltig wäre es auch nicht, wertvolle Ressourcen für stärkere Akkus und Batterien zu verschwenden, die eigentlich niemand braucht.
Außerdem bringt mehr Leistung auch mehr Sicherheitsrisiken mit sich. Höhere Geschwindigkeiten erfordern eine bessere Kontrolle, was besonders in städtischen Gebieten schnell zu brenzligen Situationen führen kann. Zudem könnten die Preise für leistungsstärkere E-Bikes steigen, was sie für viele unerschwinglich machen würde – und über steigende Preise wird sich ja ohnehin schon genug beschwert.
Kurz gesagt: Ich bin überzeugt, dass wir an der 250-Watt-Grenze festhalten sollten. Sie sorgt für einfaches, nachhaltiges und erschwingliches Radfahren, ohne unnötige bürokratische Hürden oder höhere Kosten in Kauf nehmen zu müssen.