Düst man mit dem Hobo durch die Straßen, ist einem Aufmerksamkeit gewiss! Es ist mehr als diese kurze Wahrnehmung, die dich und das Rad in Sekundenschnelle von oben bis unten abscannt. Ich spüre förmlich, dass die Blicke hängen bleiben. Am sonnengelben Korb? Am extra-breiten Flatbar-Lenker oder am piniengrünen Rahmen? Und schon raunt es "cooles Bike"...
Retro-Look trifft moderne Technik
Optisch ist das Rose Hobo alles andere als eine graue Maus. Unser Testbike, das Rose Hobo GRX 810 präsentiert sich mit robustem metallic-grünem Stahlrahmen und gelbem Frontgepäckträger. Mit 78 cm extra-breit ist der geschwungene Flatbar-Lenker. Die weiteren Parts sind dezent schwarz gehalten. Technisch ist das Hobo voll am Puls der Zeit. Seine Gravel-DNA wird hier deutlich: Es rollt auf 650b Laufrädern mit reichlich breiten 47er WTB Gravel-Reifen, für zuverlässige Schaltperformance sorgen die 11 Gänge der bewährten Shimano GRX RX 810 – gemacht fürs Abenteuer, zuverlässig in der City.
Ausstattung und Zubehör
Das Rose Hobo ist also ein für die Stadt und den täglichen Einsatz modifiziertes Gravelbike. Der wesentliche Unterschied ist der Flatbar und die city-tauglichen Zubehöroptionen. Gleichzeitig ist das Hobo für den Bikepacking-Einsatz vorbereitet: Es hat am Rahmen vier Anschraubpunkte für (zusätzliche) Flaschenhalter oder Gepäck, zusätzlich an der Gabel.
In der Grundkonfiguration kostet das Hobo GRX 810 1.799 Euro und ist herstellerseitig nackig, d.h. ohne Schutzblech, Beleuchtung und Frontgepäckträger und passender Tasche. Diese Teile bietet Rose als Zubehör gegen Aufpreis an. Für das gesamte Original-Bundle kommen somit rund 390 Euro zusammen – ein stolzer Preis, finden wir. Zumal ja erst dieses Zubehör aus dem Hobo das Urban Gravelbike macht.
Fahreindruck City/Alltag
Offen gestanden können wir es kaum erwarten, mit dem Hobo durch die Stadt zu cruisen. Und wie zu erwarten, ist der erste Eindruck wenig überraschend. Sportiv und dennoch komfortabel ist die Sitzposition, und ebenso lässt sich auch das Fahrgefühl beschreiben. Mit seinem robusten Stahlrahmen ist das Hobo keine Rakete, meistert die Anforderungen im urbanen Dschungel aber mit Bravour: Die WTB Byway Reifen haben eine nahezu glatte Lauffläche, seitlich bieten feine Stollen den nötigen Halt in Kurven und bei Nässe. Mit 47 mm sind die Pneus reichlich breit, das bringt Komfort und bügelt Unebenheiten wie Kopfsteinpflaster und schlecht ausgebesserte Schlaglöcher souverän raus. Zur Schaltung: Was für Gravel und Bikepacking konzipiert ist, funktioniert in der Stadt tadellos. Die Shimano 810 GRX liefert die perfekte Übersetzung, die Gänge flutschen zügig und definiert auf die gewählte Stufe.
Für viel Laufruhe und Kontrolle sorgt der breite Lenker. Allerdings ist er mit 78 cm bei Rahmengröße S wirklich breit. Für unsere Testerin mit einer Schulterbreite von gerade mal 42 cm zu breit. Die Arme waren unnatürlich gespreizt, das zwang die Testerin in eine gestrecktere Haltung als vermutlich gewünscht. Rose stattet alle Rahmengrößen von S bis XL mit 78 cm breiten Lenkern aus. Hier würden wir uns eine Differenzierung wünschen. Davon abgesehen gibt es in der Stadt immer wieder mal Situationen, in denen ein zu breiter Lenker eher hinderlich sein kann. In unserem Fall sind das Passanten, aber auch Baugitter auf der einen, parkende Autos auf der anderen Seite.
Ein Extra-Wort zu den Plattform-Pedalen von Acros. Die dezente Optik gefällt uns ausgesprochen gut. Funktional überzeugen sie in der Praxis. Die Sandpapier-ähnliche Oberfläche ist selbst bei Nässe super griffig.
Fahreindruck Off-Road
Während unseres Tests scheuchten wir das Hobo in oben beschriebener Konfiguration auf feinen Schotter und viel befahrene Waldwege. Schließlich ist es ja ein Gravelbike. Gelegentliche steile Rampen meisterte das Hobo dank der 11 Gänge richtig gut. Auch die Tektro-Bremsen mit 180er-Scheiben verzögern zuverlässig. Allerdings ist Schotter nicht die Königsdisziplin des WTB Byway Reifens, was er uns mit Durchdrehen bescheinigte. Natürlich ist das keine Überraschung. Sommerreifen zeigen ihr wahres Können ja auch nicht auf Glatteis ...
Unsere Bikepacking-Empfehlung: Solltest du das Hobo tatsächlich für einen Bikepacking-Trip abseits befestigter Wege nutzen, dann ziehe vorher Reifen mit mehr Profil auf. Alles andere inkl. Hobo Main Rack ist bereit fürs Abenteuer! – Andrea Escher, BikeX-Redakteurin
... und das Cargo-Potenzial?
Typisch urban ist der stylishe Frontgepäckträger namens Hobo Rack. Er wird mittels vier Schrauben seitlich am Steuerrohr befestigt und erlaubt maximal 5 kg Zuladung. Der Clou: er besteht aus zwei Teilen, dem Main Rack und dem Extension Rack. Das Main Rack ist einer 20 x 7 cm großer Mini-Gepäckträger und das Extension Rack praktisch der umlaufende Gepäckrahmen mit einer Fläche von ca. 40 x 32 cm. Für das Extension Rack bietet Rose mit der Hobo Rack Bag eine passgenaue Tasche, die mittels Schnallen am Gepäckrahmen befestigt werden können.
In unserem Test transportierten wir flache Pakete ebenso wie Baumwolltaschen gefüllt mit Markteinkäufen, die wir mit Spanngurten befestigten. Das funktionierte alles prima. Beachte: Insbesondere bei kleinen Rahmengrößen mit kürzerem Steuerrohr ist die Höhe der zu transportierenden Gegenstände begrenzt, da der Lenker in dem Fall die Beladung berührt. Dadurch ist das Lenkverhalten eingeschränkt.
Resümee: der Frontgepäckträger bietet Platz für den Transport von kleineren bis mittelgroßen Gegenständen wie Schuhkartons, Aktentaschen oder Bekleidung.
Gravel meets Urban – gelingt der Spagat?
Wir finden ja, der Spagat gelingt. Dank durchdachtem Konzept schafft das Rose Hobo den Spagat und verbindet die Welten Gravel und Urban gekonnt. Dank Customize-Programm und optionalem Zubehör ist das Bike in Basisausstattung schnell in ein alltagstaugliches Urban Bike verwandelt. Fast genauso schnell lässt es sich zum Bikepacking-Buddy umbauen.
👍 Das gefällt
- Kluges Basiskonzept für vielseitigen Einsatz
- Hochwertige Komponenten
- Geometrie: sportlich und komfortabel zugleich
- Customize-Programm
👎 Das weniger
- Original-Zubehör relativ teuer
- 780 mm breiter Lenker bei RG S zu breit
💗 Das perfekte Rad für...
- ... Pendler, die ein bikepacking-taugliches Urban Bike suchen.
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