- "Für unseren E-Bike-Testparcours sind wir am Anfang belächelt worden"
- Messe-Chef Stefan Reisinger im Podcast-Interview
Im Jahr 1991 startete die Eurobike als Messe für die Mountainbike-Szene in Friedrichshafen, in diesem Jahr fand sie zum letzten Mal am Bodensee statt. 2022 zieht die Eurobike dann nach Frankfurt am Main um. Die Messegesellschaften Friedrichshafen und Frankfurt gründeten für die Zusammenarbeit eine gemeinsame Gesellschaft namens Fairnamic. Friedrichshafen bringt die Marke Eurobike in dieses Joint Venture mit ein, Frankfurt neben finanziellen Ressourcen auch Größen-, Standort- und Infrastrukturvorteile seiner Messe. Der Umzug ergibt aus mehreren Gründen Sinn: Die verkehrstechnische Anbindung des Friedrichshafener Messegeländes ist schlecht, jeden Morgen bilden sich auf den Anfahrtswegen zur Eurobike kilometerlange Staus. Hinzu kommt der Mangel an Hotel-betten in und im Umkreis der Stadt.

Beides führte dazu, dass in den vergangenen Jahren immer mehr bedeutende Hersteller der Eurobike ferngeblieben sind und ihr Ruf als Leitmesse der Radbranche von Jahr zu Jahr immer stärker gelitten hat. Die zunehmende Bedeutung von Fahrrädern und Pedelecs als Verkehrsmittel für den urbanen Raum spielt dem neuen Standort Frankfurt mit seinen Messehallen mitten in der Stadt zusätzlich in die Karten und macht ihn zum passenden Eurobike-Schauplatz. Neben dem Ort ändert sich zukünftig auch der Zeitpunkt der Messe. Ab 2022 findet die Eurobike nicht mehr Anfang September statt, sondern im Juli. Für 2022 ist sie auf den Zeitraum 13. bis 17. Juli terminiert – mit drei Fachbesuchertagen und einem Festival-Wochenende für Endkunden.
"Für unseren E-Bike-Testparcours sind wir am Anfang belächelt worden"
Stefan Reisinger leitet seit 2004 die Eurobike-Messe in Friedrichshafen – und tut dies zukünftig in Frankfurt. KARL beantwortet er die wichtigsten Fragen zum Messeneustart 2022.
Auf jeden Fall ein besonderes Gefühl. Ein Großteil der Erfolge, die die Eurobike in den letzten 30 Jahren erreichen konnte, ist eng mit dem Standort Friedrichshafen verbunden. Von daher ist es ein Abschied mit einem weinenden Auge. Auf der anderen Seite auch mit einem lachenden, weil wir an neuer Stelle mit neuem Schwung durchstarten können und neue Perspektiven haben.

Wenn eine Kooperation mit Frankfurt nicht geklappt hätte, dann hätte man sicherlich die Variante prüfen können, als Gastveranstalter mit der Eurobike an einen anderen großstädtischen Standort zu gehen. Natürlich hätte man sich auch eine Eurobike in Friedrichshafen vorstellen können. Ob sie allerdings weiterhin als Leitmesse für die Radbranche funktioniert hätte, kann man sicherlich infrage stellen.
In den letzten zehn Jahren hat sich das sukzessive gedreht. Ich kann mich erinnern: Wir waren in Friedrichshafen in den frühen 2000er Jahren die ersten, die einen E-Bike-Testparcours angeboten haben, dafür sind wir anfangs noch belächelt worden. Die sportlichen Fahrräder sind weiter ein großes Thema und werden es auch in Frankfurt bleiben. Auf der anderen Seite muss man auch anerkennen, dass das Fahrrad sich den Weg als Alternative zum Auto gebahnt hat. Da kam vor allem durch die Elektrifizierung ein wahnsinniger Schwung rein. In Frankfurt wird es künftig zwei Publikumstage geben statt einen wie bisher.
Das wird ein ganz wichtiges Thema. Uns war klar: Wenn wir an einen großstädtischen Standort wechseln, dann werden wir die Endkundenseite deutlich betonen. Und da haben wir in Frankfurt sicher mehr Möglichkeiten, viele Menschen anzusprechen.