SRAM Apex: Das können die neuen Gravel-Schaltgruppen

SRAM präsentiert neue Apex Gravel-Schaltgruppen
Elektronisch und mechanisch: Die neue SRAM Apex

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Zuletzt aktualisiert am 15.06.2023
Elektronisch und mechanisch: Die neue SRAM Apex
Foto: SRAM

Wenn ein Gruppenhersteller in die USA einlädt, um Neues zu präsentieren, bedeutet das, dass etwas Großes ansteht. So geschehen Ende Mai, als der US-amerikanische Komponentenspezialist SRAM nach Chicago rief, um seine jüngste Innovation vorzustellen: die neuen Apex-Gravel-Schaltgruppen. Konkret handelt es sich dabei um eine elektronische (Apex AXS) und eine mechanische (Apex Mechanical) Schaltgruppen-Familie, die sich beide an ein breites Spektrum an Gravel-Fans richten sollen. Denn in der SRAM-Hierarchie sind beide Gruppen unterhalb der Rival angesiedelt. Während die Rival allerdings sowohl an Roadbikes als auch an Gravelbikes zum Einsatz kommt, handelt es sich bei den Apex-Modellen um spezifische Schotterkomponenten.

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"Apex steht für Einfachheit, Vielseitigkeit und Benutzerfreundlichkeit", erklärte Produktmanager JP McCarthy schon zu Beginn des Launches, in dem die einzelnen Features der neuen Gravel-Schaltgruppen detailliert erklärt wurden. Die Zwischenfrage aus dem Publikum, warum SRAM sowohl im elektronischen als auch im mechanischen Segment Neues vorstelle, beantwortete McCarthy ebenfalls direkt am Anfang: "Gerade in der Gravelszene gibt es viele, die auf ihren längeren Rides oder auf Bikepacking-Abenteuern ein mechanisches Setup bevorzugen. Gleichzeitig wollen wir aber auch drahtloses Schalten einer breiten Zielgruppe zugänglich machen", sagte er und verwies damit auf einen weiteren Faktor, der bei der Entwicklung eine Rolle spielte: das Preis-Leistungs-Verhältnis – aber dazu später mehr.

Die neuen SRAM-Apex-Gruppen im Überblick

Sowohl die elektronische Apex AXS als auch die mechanische Apex Mechanical sind – typisch SRAM – Einfach-Gruppen mit einem Kettenblatt vorn. Im Vergleich zur früheren Apex-Version, die als 11-fach-Setup ausgelegt war, handelt es sich nun aber um 1x12-Konfigurationen, sodass feinere Übersetzungsabstufungen möglich werden. Geschaltet wird je nach Variante per Funk mit AXS oder klassisch mit neu designten, ergonomischeren mechanischen DoubleTap-Schaltern. Hinzu kommen zahlreiche Details für vielfältigste Konfigurationsmöglichkeiten, wie McCarthy erläuterte.

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Denn 1x12 und die Wahl zwischen elektronisch und mechanisch sind bei weitem nicht die einzigen Neuerungen, die SRAM in das neue Apex-Paket gepackt hat. Spannend ist die Möglichkeit, zwischen zwei Schaltwerk-Konfigurationen wählen zu können, die komplett unterschiedliche Gravelsetups erlauben: So ist die Gruppe sowohl mit dem neuen XPLR-AXS-Schaltwerk, das vor allem auf Allroad-Strecken abgestimmt ist, kompatibel als auch mit dem neuen X1-Eagle-AXS-Schaltwerk – ein Schaltwerk für Touren, wo "es auch einmal rougher zugeht", wie McCarthy grinste.

Eagle-MTB-Technik fürs Gravelbike

Die Eagle-Konfiguration basiert dabei auf den SRAM-Mountainbike-Schaltwerken und verfügt unter anderem über die sogenannte Overload-Clutch-Funktion, die das Schaltwerk robuster und zuverlässiger machen soll als herkömmliche Schaltwerke. Zudem ist sie mit Eagle-Kassetten mit 50 und 52 Zähnen kompatibel, die Einfach auch auf steilsten Trails zu einer jederzeit fahrbaren Option machen. Auch die Verwendung von klassischen Eagle-Ketten ist möglich, gleichzeitig gibt es aber auch eine zur Gruppe passende neue Apex-Flattop-Kette. Ebenso gibt es eine neue Apex-1-Wide-Kurbelgarnitur mit Aluminium-Kurbelarmen inklusive Direct-Mount-X-Sync-Kettenblättern (38Z, 40Z, 42Z, 44Z für OE, 46Z für OE).

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Spannend: Am Ende seiner Präsentation betonte McCarthy noch einmal explizit, dass die Gruppe nicht nur im Hinblick auf die technischen Details entwickelt wurde, sondern auch dahingehend, um hochwertigere Technik auch im günstigeren Preissegment verfügbar zu machen. Dadurch könnte die elektronische Version Apex AXS bereits an Gravelbikes in der Preisklasse um 2.000 Euro Anwendung finden. Die Preise von Gravelbikes mit der Apex Mechanical dürften – so der SRAM-Experte – bei circa 1.800 Euro beginnen.

SRAM Apex AXS: Die Features im Überblick

  • Elektronische Schaltgruppe mit AXS-Technologie für drahtloses Schalten
  • 1x12-Schaltgruppe, optimiert für den Einsatz an Gravelbikes
  • XPLR-AXS-Schaltwerk: Kompatibel mit 11-44Z XPLR-, 10-44Z XPLR- und 10-36Z-Kassetten
  • De 11-44 Kassette gibt es auch für "klassische" Shimano-/SRAM-kompatible 11-fach-Freiläufe. Das heißt, die Gruppe lässt sich problemlos nachrüsten und/oder mit vorhandenen Laufradsätzen fahren.
  • X1-Eagle-AXS-Schaltwerk: Kompatibel mit 50Z- und 52Z-Eagle-Kassetten
  • Elektronik und Motoren entsprechen 1:1 den teuren SRAM-AXS-Gruppen, die Apex unterscheidet sich davon also nur in puncto Material, Oberflächen-Finish und Gewicht
  • Optimierte Form der Griffkörper für eine Vielzahl von Handgrößen
  • Griffweiten-Einstellung zum Personalisieren der Ergonomie
  • Die beliebten Zusatzschalter (Wireless Blips) sind auch mit der Apex AXS kompatibel (bis zu sechs Stück pro Setup)
  • Hydraulische Scheibenbremsen
  • Optionales Kurbel-Powermeter
  • Zielgruppe: Allroad-Gravelbikes im Einstiegs- und Mittelklasse-Segment
  • Gewicht XPLR AXS: 2.976 g
  • Gewicht Eagle AXS: 3.267 g
  • Preis XPLR AXS: 1.371 Euro
  • Preis Eagle AXS: 1.456 Euro
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SRAM Apex Mechanical: Die Features im Überblick

  • Mechanische Schaltgruppe mit DoubleTap-Schalthebeln
  • 12-fach für die Verwendung mit den mechanischen Apex-XPLR- und Eagle-Schaltwerken
  • XPLR-Schaltwerk: Kompatibel mit Kassetten mit 44 Zähnen am größten Ritzel (Abstufung der neuen Kassette): 11, 12, 13, 15, 17, 19, 21, 24, 28, 32, 38, 44
  • Eagle-Schaltwerk: Kompatibel mit 50er- und 52er-Eagle-Kassetten
  • X-Horizon-Design mit geradem Parallelogramm: Soll Bewegungen auf die horizontale Achse begrenzen, plötzliches Fehlschalten unmöglich machen und gleichzeitig die Kraft zum Schalten reduzieren
  • Verwendung mit Flattop-Kette
  • Optimierte Form der Griffkörper für eine Vielzahl von Handgrößen
  • Griffweiten-Einstellung zum Personalisieren der Ergonomie
  • Hydraulische Scheibenbremsen
  • Zielgruppe: Bikepacking- und Adventure-Gravelbikes im Einstiegs- und Mittelklasse-Segment
  • Gewicht XPLR Mech: 2.872 g
  • Gewicht Eagle Mech: 3.062 g
  • Preis XPLR Mech: 1.126 Euro
  • Preis Eagle Mech: 1.095 Euro
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SRAM Apex AXS Test: Der erste Eindruck

Im Rahmen unseres Besuchs im SRAM-Headquarter in Chicago durften wir selbstverständlich auch beide Gravel-Gruppen ausprobieren. Das SRAM-Produktmanagement hatte dafür extra zwei Strecken gescoutet, auf denen die jeweiligen Features der Gruppen ausgiebig gecheckt werden konnten.

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Den Anfang machte die SRAM Apex AXS, die wir auf einer 45-Kilometer-Runde mit 50 Prozent Straßen- und 50 Prozent Gravelanteil testeten. Montiert war die Gruppe auf einem Cervélo Aspero, wobei als Konfiguration ein 40er-Kettenblatt vorne und die 11-44-XPLR-Kassette hinten gewählt war – eine Konfiguration, die auch an längeren Anstiegen gut fahrbar war, gleichzeitig aber auch genügend Speed im Flachen ermöglichte. Allgemein überzeugte der Fahreindruck vom ersten Pedaltritt an, denn im Hinblick auf ihr Schaltverhalten fühlte sich die Apex AXS genauso präzise und schnell an wie eine vergleichbare SRAM Rival AXS – auch bei schweren Lasten. Auf Rückfrage bestätigte man, dass die Unterschiede des XPLR-Schaltwerks zur entsprechenden Rival-Konfiguration nur marginal und vor allem materialtechnischer Natur sind, um ein entsprechend gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu erreichen.

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Typisch SRAM war auch die Konnektivität 1A. Wir fuhren auf unserem Testbike einen Radcomputer vom Typ Hammerhead Karoo 2 und das optional erhältliche Apex-AXS-Kurbel-Powermeter. Über die erzielten Wattwerte wollen wir an dieser Stelle nicht berichten, dafür war die Erfassung der Sensoren in Sekundenschnelle erledigt.

SRAM Apex Mechanical Test: So fährt sich die mechanische Gruppe

Am nächsten Tag war dann die neue SRAM Apex Mechanical an der Reihe. Als Strecke hatten die SRAM-Organisatoren dieses Mal ein 50-Kilometer Runde mit knapp 900 Höhenmetern und einigen richtig steilen Stichen auserkoren. Dementsprechend war auf dem Testbike – einem Rose Backroad – auch die Eagle-Variante der Apex Mechanical mit 50 Zähnen hinten montiert.

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Genau die war auf einer Runde mit so vielen anspruchsvollen Steigungen Gold wert. Denn bei Temperaturen um die 30 Grad war es durchaus angenehm, hinten einen großen Rettungsring zur Verfügung zu haben. Das Schaltverhalten über die von SRAM gewohnte DoubleTap-Funktion war immer sehr direkt, Probleme wie "ein ins Leere schalten" oder unrund laufende Gänge gab es überhaupt nicht. Kurzum: Mit der Apex Mechanical bringt SRAM eine zuverlässige und wartungsfreundliche Option für Gravelbikerinnen und Gravelbiker, die ein traditionelles Schalterlebnis bevorzugen.

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FAZIT

Die Gerüchte, dass SRAM an einer neuen 1x12-Gravelgruppe arbeitet, gab es ja bereits im vergangenen Winter, als im Internet entsprechende Patente entdeckt wurden. Dass es sich nun aber um gleich zwei neue Gruppen handelt, ist mehr als nur spannend. Besonders gut gefällt uns, dass SRAM die AXS-Technik nun auch verstärkt ins Einstiegssegment bringt und damit Wireless-Schaltungen in günstigeren Preisregionen zugänglich macht.

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Gleichzeitig eine mechanische Schaltgruppe anzubieten, ist ebenfalls ein smarter Schachzug. Zum einen dürfte SRAM so seine Marktanteile im Entry-Level weiter ausbauen. Zum anderen setzt man ein klares Zeichen, dass man auch Long-Distance-Riderinnen und Bikepacker als Zielgruppe hoch einschätzt.

Im Handel erhältlich sein wird die neue SRAM Apex AXS im Übrigen noch im Juni 2023. Die mechanische Variante gibt es ab September 2023. Es darf daher zu erwarten sein, dass zahlreiche Hersteller ihre Gravelbikes der Saison 2024 mit den entsprechenden Komponenten bestücken werden.