Das Testfeld im Überblick
Breite Felgen sind Trend – und sie machen jedes Bike besser, egal ob Marathon-Rennfeile oder Enduro-Dampfhammer. Waren vor wenigen Jahren 17–19 mm Maulweite (Innenbreite) normal, fahren heute selbst CC-Pro s nicht mehr schmaler als 22–23 mm. Von Tour bis Freeride machen gar 25–30 mm Sinn, bei Plus-Bereifung (2,8–3,0" Reifen- breite) sind 35–40 mm angesagt.
Die Vorteile sind vielfältig: Eine breite Felge bettet den Reifen stabiler, die Reifenflanke steht gerader, was in Kurven mehr Fahrsicherheit bringt. Außerdem baut der Reifen in einer breiten Felge auch selbst breiter. Das wiederum bringt mehr Kurvengrip, mehr Uphill- Traktion, weniger Rollwiderstand im Gelände.
Anders gesagt: Die Kombi aus einer 30-mm- Felge mit einem 2,4"-Reifen bringt fast alle Benefits der Plus-Reifen – aber nahezu ohne deren Nachteile. Doch gilt das auch fürs Gewicht? Denn: Wer einen hochwertigen Nachrüst-Laufradsatz mit breiter Felge erwirbt, will damit keinen 2-Kilo-Klotz ins Bike schrauben. Das Zielgewicht für einen Allround-Alu-Laufradsatz in 29", der von Tour bis Enduro geeignet ist, sollte um 1700 g liegen. Bei Carbon-Felgen dürfen es gerne noch 200 g weniger sein.
Das heißt: Trotz aller Breite versuchen die Hersteller, ihre Felgen so leicht wie möglich zu machen. Doch sind die Räder dann noch steif genug? Und vor allem stabil? Also resistent gegen Durchschläge, wie sie im Trail-Alltag nun mal vorkommen? Um dies zu prüfen, haben wir acht Sätze mit Alu-Felgen ab 550 Euro und sechs Carbonis ab 1399 Euro so hart geprüft wie nie – Crashtest inklusive!
Das Ergebnis: In Sachen Breite, Steifigkeit und Gewicht/Beschleunigung erzielen die High-End- Wheels fast alle mindestens sehr gute Werte und schenken dem Käufer damit ein neues, besseres Fahrgefühl – versprochen! In unserem Schlagtest überraschten die Carbonis mit enormer Festigkeit. Wenn jedoch ein Schaden da ist, heißt es meist, die Felge zu ersetzen. Bei den Alu-Felgen kamen die Schäden früher und heftiger, kleine Dellen lassen sich aber buchstäblich zurechtbiegen.
So testen wir Laufräder:
Kurz gesagt: Das war der aufwendigste Laufradtest aller Zeiten! Die Langfassung? Zunächst haben wir die Räder vermessen (Maulweite, Speichenanzahl etc.) sowie die Laufradgewichte ermittelt, die mit 20 Prozent in die Endnote einflossen. Dabei haben wir das nackte Rad, ohne TubelessTape oder Ventile (die inzwischen fast allen Laufradsätzen beiliegen) gewogen.
Danach war der Aufbau der Räder dran, gewichtet mit ebenfalls 20 Prozent. Begutachtet wurden Mittigkeit, Höhenschlag sowie Seitenschlag vor und nach Belastung. Bei der Mittigkeit (Felgenmitte zu Nabenmitte) patzte vor allem Mavic: Beim AluSatz waren Vorder und Hinterrad 1,5 mm außermittig zentriert, beim CarbonSatz das Hinterrad gar 2 mm – viel zu viel.

Zusammen mit dem EnveSatz (der auch den stärksten Höhenschlag zeigte) wiesen beide MavicRäder zudem den größten Seitenschlag auf. Beim AluMavic waren es bis zu 0,42 mm – tolerierbar sind 0,2 mm. Die Seitenschlagmessung haben wir nach den Steifigkeitsmessungen wiederholt, wodurch sich bei Race Face, Roval und Syntace die Werte um teils über 0,4 mm verschlechterten. Ein Indiz dafür, dass die Räder nach dem Einspeichen nicht sorgfältig abgedrückt wurden, sich noch setzen mussten.
Die Steifigkeit der Räder haben wir mit 20 Prozent gewichtet. Zur Ermittlung der Seitensteifigkeit wurden beide Räder seitlich mit 25 Kilo belastet und die Auslenkung mittels digitaler Messuhr ermittelt. Die Torsionssteifigkeit sagt aus, wie sehr sich das Hinterrad beim Antritt verwindet. Dazu haben wir ein Prüfgewicht von 75 Kilo in eine Testkassette eingeleitet und die Verwindung von Nabe zu Felge gemessen. Gut: Wirklich weich ist keines der Testräder. Im Gegenteil. Lediglich die Carbonis von Knight und Zeal könnten etwas steifer sein.
Zur Beurteilung der Beschleunigung (15 Prozent) haben wir einen Massenträgheitsprüfstand verwendet, bei dem das Rad via 538gPrüfgewicht beschleunigt wird und eine Lichtschranke die Zeitdauer einer Umdrehung misst. Jedes Laufrad haben wir fünf Mal beschleunigt, den Mittelwert bewertet.
Auch für die Schlagresistenz (25 Prozent) haben wir einen speziellen Prüfstand genutzt, bei dem ein rundes KunststoffFallgewicht von 7,5 Kilo auf die in einem Winkel von 20 Grad fixierte Felge trifft. Dies simuliert einen Durchschlag, wie er im Gelände am häufigsten vorkommt. Begonnen haben wir bei einer Fallhöhe von 50 mm und damit mit einer Schlagenergie von 3,7 Joule. Insgesamt haben wir sieben Mal auf die Felge „eingeschlagen“, mit je um 44 mm gesteigerter Fallhöhe. Die Ergebnisse haben wir mittels Farbschema anschaulich gemacht. Am Ende umfasste unsere ExcelTabelle übrigens 53 Messungen, Beurteilungswerte und Bepunktungen pro Laufradsatz – also stolze 742 Zahlenwerte insgesamt!
Wir haben in diesem Test ausschließlich 29"-Laufräder untersucht, unserer Erfahrung nach lassen sich die Ergebnisse nahezu exakt auf die meistens ebenfalls angebotenen 27,5"Pendants übertragen. Eine 26"Variante des Testmodells bietet leider nur Stan’s an. Der Vergleichbarkeit halber haben wir alle Laufradsätze mit neuem Boost-Achsstandard, also für 110 x 15 mmSteckachsen vorne und 148 x 12 mm hinten, geprüft. Alle Hersteller bieten aber auch das traditionelle Steckachsenmaß an, sogar Optionen für Schnellspanner gibt es bei einigen Marken. In unseren Testberichten findest du die genaue Spezifikation der Testmodelle, alle angebotenen Varianten sowie natürlich unsere Messwerte und Benotungen.
Punktverteilung und Wertung
Anhand einer Auswertungstabelle wird die Punktezahl für jedes Produkt errechnet und somit die Endnote bestimmt. Die Punkte erlauben eine feine Unterscheidung in der Beurteilung etwa zwischen zwei Produkten, die beide im „sehr gut“ liegen, aber dennoch nicht auf demselben Niveau abschneiden.
Neu: Der MOUNTAINBIKE-Crashtest

Unser Crashtest simuliert typische Durchschläge, wie sie im Fahrbetrieb auftreten: Ein Fallgewicht von 7,5 Kilo trifft auf die im 20-Grad-Winkel angestellte Felge – sieben Mal, mit steigen- der Fallhöhe/Schlagenergie. Das Farbschema zeigt das jeweilige Ausmaß der Schäden.
Die Carbonlaufräder überstehen die Schläge besser

Jedoch sollten Carbon-Felgen schon bei leichten Schäden („gelb“) vorsichtshalber ersetzt werden. Kleine Dellen in Alu-Felgen lassen sich hingegen oft wieder ausbiegen.

Felge kaputt? Dieses Crash-Replacement bieten die Hersteller an:
Hersteller | Garantie | Konditionen/Rabatt | Bemerkung/ Bedinungen | Dauer (nach Garantieablauf bzw. etwa nach Sturzschaden/Durchschlag |
Bike Ahead | 2 Jahre | 40 % Preisnachlass in den ersten beiden Jahren, 30 % Nachlass im dritten Jahr | Individuelle Prüfung durch Hersteller; Crash Replacement nur für Erstbesitzer | 3 Jahre |
Enve | 5 Jahre | 50 % Preisnachlass auf zu ersetzendes Produkt | Kein Replacement bei „Kollision mit Garage oder Sturz von Klippe“; nur für Erstbesitzer | lebenslang |
Knight | 5 Jahre | 50 % Preisnachlass auf zu ersetzende Felge | Garantie/Replacement umfassen keine Zuliefererteile wie Naben; nur für Erstbesitzer | lebenslang |
Mavic | 2 bzw. 3 Jahre | 40 % Preisnachlass auf zu ersetzendes Produkt | Garantieverlängerung und Crash Replacement bedingen Registrierung des Produkts | k. A. |
Tune | 1 bzw. 2 Jahr(e) | „Sonderrabatt“ auf den unverbindlichen Verkaufspreis, kein Ersatz von Umbaukosten | Nur ein Jahr Garantie auf Kugellager, Felgen, Speichen; Crash Replacement nach Ermessen von Tune | k.A. |
Zeal | 6 Jahre | 300 Euro Fixpreis für repariertes Laufrad (nur bei Beschädigung von Felge und/oder Speichen) | Übertragung auf eine zweite Person (z. B. bei Weiterverkauf) möglich | 6 Jahre |